„Im Zeichen des Drachen“ Die Celica Story von Michael Kolb.

Mein Erstkontakt mit Toyota Celica fand im Herbst 1972 bei Autoservice Günther KG in Köditz statt, einem Dorf vor den Toren Hofs. „Eigenwillige Frontpartie, ein phantastisches Cockpit mit vielen Rundinstrumenten“, war mein erster Eindruck des vor der Werkstatt parkenden Celica LT.  Im zweiteiligen Vergleichsbericht der Autozeitung schafften die Fahrleistungen des 79 PS starken Celica LT den Etappensieg gegen fünf europäische Mitbewerber. Allerdings wurde der/die Celica in letzter Instanz wegen „zu wenig Werkstätten“ und weiteren für mich unrelevanten Kriterien auf Rang 3 abgestuft.

Wettbewerber der Toyota Celica – Autozeitung 14-15 1973, Wieder-veröffentlicht in gekürzter Version in classic cars 4/2017

Mein Vater war ein überzeugter BMWler, meine Mutter zunächst FIATanerin. Weil ich das Fahrwerk ihres FIAT 1500 bei einer Schwarzfahrt hinter dem „Rehauer Schild“, ungefähr an der heutigen A93-Ausfahrt Rehau-Süd, in einem Schlagloch beschädigt hatte, kaufte sie den wohl günstigsten Viertürer-Stufenheck der damaligen Zeit: Simca 1301S für 7.990 Mark.

… wegen dem kaputten Opel Olympia meines BW-Kameraden wurde ich zum unfreiwilligen Simcaianer.

Nachdem ich meine Lizenz auf einem BMW 1802 (Fahrschule Zerner REH A 300) bestanden hatte, erschallte alsbald der Ruf des Bundes. Grundausbildung Erndtebrück. Ein Leidensgenosse wohnte in Weisdorf, knapp 20 Kilometer entfernt. Der Udo hatte einen schönen Opel Olympia, der eines schönen Sonntagabends vor der knapp 400 Kilometer langen Abreise seinen Dienst verweigerte. „Mutter, ich brauch deinen Simca“. Ich gab ihn nie mehr zurück und ihr blieb nichts anderes übrig, als sich Ersatz zu beschaffen. Ein BMW 2000, vom damaligen Rehauer BMW-Meister Gerald Luding neu aufgebaut, wurde ihr neuer Gebrauchter.

Der Grundausbildung in Erndtebück folgte Radarbunker in Freising, Englisch-Seminar in Uetersen (bei Pinneberg) und der Uffz-Lehrgang in Meßstetten unten in der schwäbischen Alb. Nach fast 100.000 Kilometern begann der Simca herumzuzicken.

meine persönliche Celica Story begann Ende August 1976.

Manta GT/E Black Magic, Capri 3,0 oder doch lieber einen BMW 2002? Zwischen zwei 02er entdeckte ich bei BMW Luding „meinen“ Celica LT Typ TA22 von 1972 wieder. Im Gegensatz zu den BMWs hatte er keine augenfälligen Rostspuren. Probefahrt, Preis ausgehandelt und gekauft.

Celica Hierarchie bedeutet: Dem LT folgte der ST, folgte der GT und anschließend viele weitere Celicas. Mein TA23 GT war eigentlich ein Fehlkauf, ein ausgemusterter Motorsportler, der einiges an Kohle verschlang. Der Motorschaden allerdings war meine Schuld. Ich studierte Wirtschaftsinformatik in München und legte fast jedes Wochenende knapp 600 Kilometer auf der A9 zurück, immer auf der Lauer, ob da nicht ein GTI/GTE-Opfer auftauchen könnte. Die Sache gegen den 320er hätte ich lieber lassen sollen. Mit qualmenden Motor zuckelte ich den alten Hienberg hinauf und schaffte es sogar noch bis nach Hause, Ein gebrauchter 2T-G-Motor von Autotechnik Hahn, Ventile neu eingeschliffen von KFZ-Technik Wagner (auch in Kulmbach) und die Jagd ging weiter. Knapp 220 Tacho bergab (Auf der Höhe von Ingolstadt Richtung Süden), ausgedreht bis Ultimo, mein GT war eine Wildsau.

Celica TA23 GT Sommer 1982

Mit einem Arbeitsplatz als Organisationsprogrammierer im 14 km entfernten Döhlau kam ich in ruhigeres Fahrwasser. Ein schöner, neuer Toyota? Nö, 30.000 Mark waren mir zuviel. Einem Orthopäden aus Bayreuth nicht. Weil die Wartezeit auf seinen Benz mit einem Jahr veranschlagt wurde, kaufte er praktisch auf der gegenüberliegenden Straßenseite seiner Praxis einen brandneuen Celica Supra. Nachdem der Benz ausgeliefert war, setzte der Mercedes-Händler ein Inserat in die Zeitung mit den Hinweisen: 11 Monate alt, 11.000 Kilometer, 11.000 DM Nachlass. Jetzt war er mein.

82er Celica Supra MA61: 11 Monate alt, 11.000 Kilometer 11.000 DM Nachlass

Ein kleines Inserat in der großen Auto Motor und Sport ließ verlauten, dass eine Celica Orientierungsfahrt bei Erlangen stattfinden wird. Veranstalter JoJo Kauders, Capo des Celica Club Frankens, erkannte meine Begeisterung und empfahl mir, selbst einen Celica Club zu gründen. Gehört, getan. Mit Günter Scheer fand ich den ersten Gleichgesinnten. Mitte 1986 waren wir zu Fünft und jeder kannte noch irgendjemanden, der Celica fährt. Internationale Celica Prämierung Weinfelden 1987, also mitten in der Schweiz, lernten sich oberfränkische Celica Fans kennen, die zuvor miteinander nichts zu tun hatten.

Beim nationalen Präsi-Treffen 1986 bekamen wir in Abwesenheit unseren Clubnamen: Celica Club Oberfranken. Gleichzeitig wurde beschlossen, viermal im Jahr ein Clubmagazin zu veröffentlichen, genannt Celi New´s (mit Deppenapostrophen). Bei der ersten Ausgabe waren noch alle Clubs an Bord, bei der letzten Ausgabe eigentlich nur ich in Vertretung des Celica Club Oberfranken.

1987 bei der Internationalen Prämierung für Toyota Celica in Weinfelden(CH)

Ich beschloss die Sache selbst in die Hand zu nehmen und heuerte meinen Clubkollegen Thomas Hechtfischer an, der die Gestaltung der Celi News (nun ohne Deppenapostrophen) übernahm. Zugegeben, ich wollte ein mehr oder weniger Comic Magazin rund um Celica produzieren, inspiriert von Brösels Werner. Thomas zeichnete einen Celica Fahrer namens Karlheiner , der beispielsweise auf ziemlich unelegante Art und Weise den Golf Krieg beendete. Dennoch standen im Mittelpunkt Geschichten rund um Mensch und Maschine. Bei`ner Flasche Rotwein schrieb ich am Abend die Texte, die von mir in der Mittagspause in den EDT des Siemens 2000 Großrechner eingegeben und von einem vorsintflutlichen Siemens PT80 Drucker auf Papier gebracht wurden. Layout via Scherenschnitt und verkleinerte Kopien wurden auf ein A4 Papier geklebt und durch die Kopierer der Firma Schäfer in Hof (damals noch in der Roonstraße) gejagt. Ab der zweiten Ausgabe unterstützte Toyota Deutschland in Person von Wolf Herrmann die Celi News durch Übernahme  der Druckkosten.

beeinflusst von Brösels „Werner“ entwarf ich Celica-Comics, die von Thomas Hechtfischer gezeichnet wurden

Nach drei Jahren beendete ich die von mir genannte Celi News Phase II, um mich mehr in meinem Beruf als Organisationsprogrammierer zu engagieren. Tatsächlich wurde ich in meinen Fachgebieten der Dialog-orientierten Fertigungssteuerung der „King of Rock´n Roll“ mit eigenständigen Entscheidungen, was wiederum meinem EDV-Leiter weniger gefiel. 6. Februar 1992 um 18.45 rauchte ich vor dem Sportzentrum Rehau meine letzte Zigarette. Eine Stunde später lag ich mit glatt gebrochenem Schienbein im Klinikum Hof. Ein mindestens 20 kg schwererer Gegenspieler diente mir als Abflugrampe. Und noch im Flug fragte ich mich, ob das Krachen von ihm oder von mir herrührt. Als ich nach ca. drei Monaten in die Firma zurückkehrte, war nichts mehr wie es einst gewesen war. Man hatte nicht nur alle meine Befugnisse minimiert, sondern mir sogar einen Systemspastiker vor die Nase gesetzt. Der kommende Urlaub führte in die Schweiz ….

Celica Club Oberfranken auf Tour

Internationale Prämierung für Toyota Celica in Embrach (CH). Als Besucher (mit einem Mazda 626) fotografierte ich den Stand der Dinge. Ein gewisser Pepe Conrad kam auf mich zu mit der Frage, ob ich ihn bei seinem Celica Club Magazin Shop & News CCG unterstützen könnte. Besser wir machen beide die neue Celi News, oder? Mittlerweile hatte ich einen 386er PC, um meine Texte daheim eingeben zu können. Anfang 1993 erscheint die erste Celi News (Phase III), herausgegeben von Pepe Conrad, dem heutigen Inhaber des Toyota Museum Schweiz.

die Macher der Celi News (Phase III) bis Ende 1996

Mein Hauptaugenmerk legte ich auf die Celica Story. Begonnen mit Generation 1 und systematisch ab Generation 2 in je vier Teilen. Vier Jahre arbeiteten wir zusammen, bis sich unsere Wege trennten. Dank Celi News schaffte ich den Weg ins Profilager, zunächst über die „Oldtimer Markt“, damals redaktionell dirigiert von Eberhard Kittler.

1991 recherchierte ich, 1996 schrieb ich für die Oldtimer Markt

Ab 1997 wurde ich markenoffen, fand bei den Opelanern, Fordlern, BMWlern, etc neue Betätigungsfelder. Mein Schritt in die Selbstständigkeit datiert zum 1. April 1998. Weder bin ich gelernter Journalist, geschweige denn Fotograf. Dennoch wurden 2500 meiner Fotoartikel (Bild und Text) in den letzten 23 Jahren in ungefähr 20 verschiedenen Magazinen veröffentlicht. Leider mussten Papiererzeugnisse viele Federn lassen, zumindest in der Tuningbranche, in der ich mich am stärksten engagiert hatte. Apotheker-, Garten- und Frauenzeitschriften funktionieren wesentlich besser. Die sind aber nicht mein Thema.

Die Celica Story aus der Celi News , veröffentlicht in 16 Teilen zwischen 1993 und 1996, wird neu aufbereitet

Mein Thema heißt nun mal Toyota Celica. Viele Kilos an Material lagern in meinem Archiv. Leider, leider sind die wichtigsten Sachen in japanischer Sprache. Das mag auch der Grund sein, warum auf dem Markt erschienene Celica Geschichten nicht immer den Tatsachen entsprechen oder ungenau beschrieben sind. Ich bin mittlerweile „Rentner von Beruf“, Deshalb werde ich Zeit finden, Stück für Stück „the history of Toyota Celica“ in der Neuauflage von „Im Zeichen des Drachen“ (ohne „s“) aufzurollen.

Michael Kolb 17. März 2020