Toyota MR2 mit Ferrari F355 Umbau. Langsam schiebt sich ein Ferrari in den park fermé des MR2 Treffens im Lechfeld. Hat der sich verflogen? Eigentlich hatte ich den F355 etwas gestreckter in Erinnerung. Die Weite der hinteren Radkästen kommt mir ziemlich “japanisch” vor. Ein Blick auf das Cockpit bestätigt, es ist ein Toyota MR2.
Walter G. fuhr seinen Zweisitzer ein halbes Jahr lang im seriennahen Zustand, bis er bei einem Tuner das Foto eines Umbau der Firma Vector entdeckte. Von diesem Augenblick an war er besessen von der Idee, seinen MR2 mit diesem Bausatz umzurüsten. Werkzeuge und Restbestände des 13-teiligen Wector-Kits befinden sich mittlerweile in den Händen eines Bekannten, der die Produktion in eigene Hände genommen hat. Die Herausforderung nahm Gestalt an. der gelernte Spengler und Installateur schloss Kontakt, kaufte einen kompletten Satz und zerlegte die Hülle seines MR2.
Der Vorderbau besteht aus einem Ganzteil, dessen spaltmaßgerechter Einbau seine Tücken vor allem an den originalen Klappscheinwerfern, Fronthaube und Türen in sich hat. Unschwer zu erkennen ist, dass Neigungswinkel von Frontscheibe und Haube auf MR2 hindeuten. Dort wo beim Ferrari die Lichthupe wohnt, sitzen nun runde Nissan Terrano Nebelscheinwerfer. Ständig stattete Walter einen ihm bekannten Ferrari Händler einen Besuch ab, um das heranwachsende Werk mit dem Original zu vergleichen und nachzumessen.
Auf Toyota Türen spannte er die mit rassigen Sicken geformten Stücke, die nach zusätzlicher Feinarbeit nahezu hundertprozentig dem des F355 entsprechen. Seitliche Zuführungen pressen an beiden Flanken Fahrtwind in den sonst von kühlendem Gut nicht allzu verwöhnten Mittelmotor. Selbst die 3-teilige Heckklappe zählt zu den Zeitfressern, da alle Lamellen einzeln herausgeschnitten werden mussten und der Zusammenbau erst nach dem Lackieren getätigt werden konnte. Der vom Dach über die C-Säule laufende Keil wird aufgesetzt und mit dem Seitenteil verbunden. Die Anpassung des Heckbürzels verlangt zunächst ein Abfräsen der Heckklappe um 15mm, die Mulde für die Leuchtenaufnahme stuft er als “Sauarbeit” ein. Da nur die Löcher vorgegeben waren, schuf er wie ein Zahnarzt Füllungen hinter den Heckleuchten. Ein ausgelieferter Bausatz ist mehr oder weniger ein grober Klotz, der zurechtgeschliffen werden muss. Ein Radhaus anzufertigen bedeutet, man nehme eine 3mm PE Matte und konstruiere den Verlauf nach Zeichnungen und Fotos. Auf insgesamt 400 Stunden inklusive der Spachtel- und Schleifarbeiten veranschlagt er die Montage des perfekt spaltmaßarmen und lackierfertigen Zusammenbaus.
Die Farbe ließ er nach Ferrari-Angaben mischen, Rosso Corsa Fer300. Embleme, Gitter und Grill sind im Set nicht enthalten und festigen die Freundschaft mit dem Ferrari Händler. Die nicht wenigen Embleme sind schweineteuer, alleine das Schild auf der Fronthaube lässt sich mit DM 170,- fürstlich entlohnen. Beim Grill wars zuviel des Guten. Mit den selbst ausgeloteten Originalmassen bastelte er ein täuschend ähnliches Gitter, da die Hüter des auf den Hinterhufen stehenden Pferdes einen knappen Tausender für das Original verlangen. Außen Ferrari, innen Ferrari. Zumindest ein Hauch. Die Mittelkonsole, eine Aluplatte, in die er die Schaltführung einfräste, wurde die Kulisse ausgespart. Originale MR2 Ledersitze, Cockpit und Instrumentarium blieben in der Form, wie sie die Konstrukteure in Japan entworfen hatten.
So wie der Bausatz niederbayerischen Ursprung hat, stammen auch die Felgen aus dem Süden – aus Eggenfelden. Das 3-teilige Hinterrad wurde von Rieger nach Vorgaben zusammengesteckt und weist eine “tierische” Einpresstiefe von minus 50mm auf. Auf der Sichtseite fällt die 10×17 Cup 4 Felge durch ihr sagenhaftes Tiefbett auf. Trotz negativer ET und 245/35er Reifen bleibt die Lauffläche abgedeckt, was letztendlich die Herren des TÜV mit Kopfnicken begrüßten. Doch davon später.
Das vordere Geläuf darf als servo- und lenkfreundlich eingestuft werden. 8×17 mit 215/40, Rangieren ist erlaubt. Das die Karosse um 40mm tieferlegende Spiralwerk nennt sich Cobra und wurde dem Namen gerecht, aus den USA importiert. Der 2 Liter Maschine wurde die Beatmung erleichtert, in dem die stärker einströmende Luft durch ein offenes Filtersystem gepresst wird. Um die Abfallentsorgung sorgt sich ein Postert Doppelrohrauspuff, die Leistung des 3S-GTE Triebwerks gibt Walter mit 175 PS an.
Was sprach eigentlich der TÜV Landsberg dazu? Da bereits ein derartiger Umbau in einen MR2 eingetragen wurde, war die Einzelabnahme in Anlehnung daran einfacher als zunächst angenommen. Tuner-Räder ohne Distanzscheiben sind den Prüfern sowieso lieber, was ein nochmaliger Vorteil war. Das daraufhin erstellte Wertgutachten weist DM 58.000 auf. Interessenten werden gerne weitergeleitet, da das nächste Projekt bereits in den Startblöcken lauert. Doch wie reagieren eigentlich die Passanten auf das Auto? Die meisten halten den Toyota wirklich für einen Ferrari, da er auf Anhieb vom Original kaum zu unterscheiden ist. Ein Passant wurde richtig sauer auf Walter, weil der sich absolut nicht vorstellen konnte, dass ein Toyota unter augenscheinlicher Italo-Hülle steckt. Die Welt ist manchmal ungerecht zu Künstlern.