„Im Zeichen des Drachen“ Die Celica Story von Michael Kolb.

Bis zum Zeitpunkt unseres Fototermins hatte Mark Knoll noch keinen Prüfstand gefunden, der die Leistung seines Toyota Supra hätte bestätigen können. Über die vielen Pferde des Finnland-Import kann nur spekuliert werden.

850 PS bestimmt, schätzt der bei Provotekk angestellte Elektriker. Über 10 Jahre in einer der verrücktesten Tuningfirmen prägen! Marcs Aufgabengebiet schließt heute den Motoren- und Karosseriebau mit ein und dabei bleibt es natürlich nicht aus, mit den Fahrzeugen seines Chefs gleichziehen oder sie gar toppen zu wollen.

Torsten Riedels Provotekk beim Toyota Treffen Wunsiedel 2005

Den Supra hatte ein Finne aus den USA importiert, den Unfallschaden mit ausgebeulten Blechen repariert und mit Garagenlackierung übertüncht worden war. Seit „the Fast & the Furios“ sind die Preise für Toyota Supra explodiert, doch dieser bei mobile.de gefundene Finne lag im Bereich eines zustimmenden Kopfnickens. Zudem die in dunkelbraun-metallic lackierte Supra sowieso hätte demontiert werden müssen. 3000 Euro an neuen Blechteilen ließ die Seitenteile neu entstehen, wobei breiteren Rädern Rechnung getragen wurde. Wie sollte die Supra aussehen? Man surft so im Internet auf amerikanischen und japanischen Seiten herum und bleibt bei den „Filmprodukten“ hängen, wie es Veilside Bodykit und Erebuni Flügel beweisen.

Mit den üblichen Anpassungsarbeiten ist man bei Provotekk seit Jahren vertraut und selbst die Mecker des TÜVs über den zu hohen Heckflügel steckte man locker weg. Die Füße wurden ganz einfach um die verlangten sechs Zentimeter gekürzt. Die von Erebuni mitgelieferten Seitenteile des Heckflügels hatten nur 3mm Stärke. Ein Austausch gegen 6mm starke Carbon-Seitenteile war unumgänglich, weil der TÜV einen Radius der Kanten von mindestens 2,5mm vorschreibt. Mit aktuellen 3mm Radius wurde der Segen des TÜVs erteilt. Auch die Bauart der beiden SSQV (Super-Sequential-Valve / Blowoff-Ventil) von HKS musste etwas modifiziert werden, damit die Geräuschentwicklung noch innerhalb der gesetzlichen Grenzwerte liegt. Im Fahrzeug mussten zwei Blow-offs montiert werden, weil die vom T88H-Lader gegen die Drosselklappe gepresste Luftmenge so gewaltig ist, dass ein Ventil total überfordert wäre. .

Die Dokumentation und Beschreibung des getunten Triebwerks würde den zur Verfügung stehenden Rahmen einer Autovorstellung sprengen. „Eigentlich ist nichts mehr Original“ und beim Blick auf das Datenblatt sehen wir Marks Aussage bestätigt. Sein ebenfalls Supra fahrender Kumpel Virgil besitzt eine maschinelle Werkstatt mit Fräse, Drehbank und weiteren Spezialmaschinen, so dass notwenige Spezialteile bei Provotekk und zusätzlich auch bei Virgil angefertigt und bearbeitet werden konnten. Am schlimmsten war das Polieren, erinnert sich Mark, denn das Tüfteln hat einen höheren Spaßfaktor als rein mechanische Tätigkeiten.

Wir lauschen gerne seinen Worten, wenn es um die Beschreibung des Fahrgefühls geht. Manche sagen einfach nur „geil“ dazu, wenn die Tachonadel innerhalb von 18 Sekunden von 0 bis 300 klettert und – wenn überhaupt –  nur noch Motorräder zu den „Gegnern“ zählen.

Bei ausgedrehtem 5. Gang liegen auf dem Tacho 330 km/h an, der 6. legt noch kräftig drauf. Das Steuergerät wurde weitgehend auf der Straße abgestimmt. Bei einer 4 Stunden dauerten Testfahrt mit einem Programmierer der Horse-Power Freaks (USA) wurden die verschiedenen Situationen berücksichtigt. Leider ließ sich das durch den großen Turbo verursachte Loch unterhalb von 3000 Umdrehungen nicht vermeiden. Doch wehe, wenn die Drehzahl-Nadel die 5000 erreicht hat und der HKS Super-Dragger es durch das  130 mm Endrohr hinausposaunt. Du kannst das Auto theoretisch sogar mit nur 11 Liter auf 100 Kilometer fahren, doch in der Praxis stehst du das nicht durch. Über 30 Liter sind kein Problem, bestätigt Mark meine Vermutungen.

Airride? Chromfelgen? Trotz der filmreifen Aufmachung ist die Supra kein reines Showcar, sondern ein Alltagsauto, das wirklich gefahren wird. Kein Luftfahrwerk würde der enormen Kraft standhalten. Mark entschied sich für das H&R-Gewindefahrwerk, dessen Höhe für die Straße, nicht für den Showbereich eingestellt wurde. Auch die 3-teiligen Folger Cup4 in 10×19 und 12,5 x19 Zoll Räder mit satten 315/25er auf der Antriebsachse sprechen pro Street.

Diese Supra stammt aus den USA, was nicht nur am Meilentacho, sondern auch am hellem Beige der originalen Sitze abzulesen ist. Die Umrüstung auf blaue LEDs werden in das Fach „Schweinearbeit“ eingeordnet. Für den Motor überlebenswichtig sind die elektronischen Zusatzinstrumente wie der Boost Controller und die Lambdasteuerung. Sogar eine „kleine“ HiFi Anlage wurde verbaut. Die kommt allerdings ziemlich selten zum Zuge, denn der einzig wahre Sound ist der des Motors

fotografiert am 9. Juli 2005 im Lechfeld bei TR Tuning (Provotecc)

Toyota Supra Baujahr 1994

MOTOR: 3 Liter Reihensechszylinder 2JZ-GTE, Greddy Fächerkrümmer, GReddy Singleturbo T88A, Reddy Ladeluftkühler 4-Row, GReddy Downpipe, HKS Wastegate Type CH, Ein- Auslass Kanäle gefräst und poliert, Nockenwelle 272 Grad, 90mm Drosselklappe von ACCUFAB

Kraftstoff-Druckregler AEROMOTIVE, Ansaugbrücke PROVOTEKK, Kraftstoffsystem PROVOTEKK mit 1000ccm Düsen, JE Schmiedekolben, Pleuel von Eagl, Feingewuchtete Kurbelwelle, verstärkte Motorlager von Clevite, frei programmierbares Steuergerät von AEM, Zündfunkenverstärker HKS DLI

RÄDER: Folger Cup 4 mit Yokohama AVS Sport, VA: 10×19 Zoll, 235/35 R 19, HA: 12,5×19 Zoll, 315/25 R 19

FAHRWERK:  H&R Gewindefahrwerk

AUSPUFF: UNIFIT Metall-Renn-Kat, HKS Super Dragger mit 95mm Rohrdurchmesser und 130 mm Endrohr

SPOILER: Veilside Bodykit (Frontschürze, Seitenteile, Heckansatz), gekürzter Erebuni Heckflügel,

INTERIEUR: USA-Originalsitze, 35cm Sparco Flash 5 Lenkrad, Zusatzlambdasteuerung von FJO, APEXi AVC-R Boost Controller, HKS Camp Data-Locking-System, ALPINE Radio mit 7“-Monitor und DVD-Player

EXTRAS: Dachhutze von PROVOTEKK, Lackierung: Renault Spider

Michael Kolb für Autotuning 3/2006 – reloaded für celinews.de am 27. Februar 2021