„Im Zeichen des Drachen“ Die Celica Story von Michael Kolb.

Bevor Pierre Koch seinen Einsatz in Afghanistan antreten musste, realisierte er viele Ideen an seinem Toyota. Der Celica AT200 brilliert mit fabelhaften Inspirationen. Doch vor allem überzeugt das außergewöhnlich saubere Finish.

Beide Hände umgreifen einen Monitor. Das ist doch nichts Besonderes heutzutage – oder doch? Das Szenario findet außerhalb des geschlossenen Raumes statt, genauer gesagt, auf der rechten Flanke der Heckschürze. Ganz nüchtern betrachtet sitzen die Zusatzinstrumente exakt an der richtigen Stelle. Natürlich ebenfalls außerhalb des geschlossenen Raumes auf der Motorhaube. Würde Pierre eine DVD über das Leben der Hauskatze einlegen, die Hunde am Straßenrand hätten dank der Monitore im Kotflügel ihr volles Programm. Warum all das, fragst du dich? „Es zählt nur, was sonst keiner hat“ lautet die Devise des gelernten Mechanikers und Soldaten auf Zeit, der sein Ziel in Summe aller Cerealien mit diesem Toyota Celica erreicht hat

Veilside hatte spätestens seit der ersten Ausgabe von „The Fast & The Furious“ einen Namen in der Nippon-Szene geschaffen. Die in zwei Teilen gelieferte Veilseide-Frontschürze traf zwar Pierres Geschmack, das Finish musste individuelle Modifikationen über sich ergehen zu lassen. In weiser Voraussicht auf geplante Technik veränderte Pierre den Rachen für einen Ladeluftkühler und die Blinkeraussparungen verschwanden zugunsten einer glatten Rundung. Auch die Kennzeichenhalterung vor dem Gitter fiel einer Halterung auf der Schürze zum Opfer. Höherer Aufwand steckt in der Motorhaube, nicht nur wegen der ausgesägten Einsparungen.

Toyota Kenner identifizieren die Hutze als die des Celica Turbo 4×4 und wundern sich über den zweiten Lufteinlass. „Alles wegen der Symmetrie“ spricht unser Celica-Koch. Die beiden Kotflügel-Monitore baute er natürlich nicht zur Freude der bellenden Vierbeiner ein, sondern, und wir wiederholen uns gerne, weil Monitore in beiden Kotflügeln sonst keiner hat. Die Montage der Seitenschweller von Underground Systems und die der Seitenspiegel blieben im Rahmen, wobei Pierre den Einsatz seiner Mutter lobend erwähnt. „Mutti helf mir mal!“ Der Ruf des Sohnes blieb nicht unerhört und so fanden nicht nur die Seitenschweller mit Hilfe mütterlicher Hände ihre endgültige Position.

Wie in der ersten Phase der ersten Generation des Toyota Celica bis 1972 (flache Heckleuchten) sitzt der Tank Einfüllstutzen hinter dem Nummernschild. Die ehemalige Position des Tankdeckels zeigt sich heute als aalglatte Fläche, weil Öffnung und Rohr nach hinten verlegt wurden. Überhaupt zählt die Heckpartie zur arbeitsintensiven Konsorte, weil billiger Einkauf t meist Investition in Zeit bedeutet. Pierre ersteigerte eine NoName Heckschürze, die wahrscheinlich in einem Hinterhof Taiwans gefertigt wurde. Zunächst galt es die Spaltmasse von bis zu 5 cm zu eliminieren, Unebenheiten auszugleichen und die zu kurzen Stege mit Gfk zu verlängern.

Selbst Ideen lassen sich ersteigern. Einer für 5,50 Euro in eBay erworbenen Schaufenster-Puppe amputierte Pierre beide Hände. Dann meißelte er einen Schacht in die Schürze, setzte Befestigungswinkel an und fixierte Monitor sowie beide Hände. Kein Millimeter bleibt zwischen Hand und Monitor, dessen Funktion nach Lösen der Handbremse deaktiviert wird. Die Show ist dem Celica-Heck Gewiss und auch der Lackierung spielt das Spiel eines Eyecatchers. Pierre ließ den lack nach der Lamborghini Rezeptur abmischen und mit Airbrush von Ronny Schindler (Polo C-OZ) verfeinern.

Unter der Motorhaube steckt das kleinste Celica T20-Triebwerk mit ursprünglichen 1,8 Liter. Die Leistungskur eines Tuningbetriebs erhöhte nicht nur den Hubraum, sondern verschärfte die Nockenwellen und vergrößerte die Ventile. Nach Abstimmung mit dem Steuergerät stehen über 150 PS an, was zwar nicht ganz an den originalen 2 Liter 16V des T20 heranreicht, aber dennoch für mehr Fahrspaß sorgt. In der kommende Phase spielt nur die Leistungssteigerung eine Rolle, denn die Suche nach dem passenden Garrett Turbolader ist längst angelaufen. Nicht umsonst wurde bereits ein Ladeluftkühler installiert.

Das zum Fahrer orientierte Cockpit des Celica T20 vermittelt Sportlichkeit. Der US-Tacho legt einen Schuss Exotik in das Blickfeld des Fahrers, dessen angewinkelte Rechte einen gelederten pro Styler Schaltknauf bedient. Halbschalensitze, die zu Vollschalen umgeledert wurden erfordern eine Erklärung. Vollschalen bekomme ich nicht eingetragen, erklärt Pierre, also nahm ich Halbschalen und ließ diese komplett mit Leder bestücken. Verstellbereich null, Sitzkomfort erträglich, Optik hervorragend. Beiges und braunes Leder dominieren und drängen den schwarzen Toyota Kunststoff in den Hintergrund. Natürlich wurden in Innenraum meterweise Kabel verlegt, um das Car-Entertainment mit Energie zu versorgen. Vor allem die drei außen angebrachten Monitore brauchen Saft, um die auf DVD gespeicherten Bilder einer außergewöhnlichen Celica zu zeigen.

Toyota Celica AT200, Baujahr 1995

MOTOR: 1,9 Liter (von 1,8 l aufgebohrt), 16V, DOHC, Twister AirIntake, scharfe Nockenwellen, verstärkte Einspritzpumpe und -Ventile, Ladeluftkühler (noch ohne Funktion), Chiptuning, ca. 150 PS, Motoroptik, Schläuche mit Leder bezogen, Gold & Chrom, Motorraum auslackiert,

RÄDER: Verchromte Barracuda Vault in 8×19 Zoll ET35 mit 225/35-19 Dunlop umlaufend, va 10mm, ha 20mm Distanzscheiben

FAHRWERK: KW Komplettfahrwerk (70mm, 50mm tiefer)

AUSPUFF: Fächerkrümmer, Duplex-Auspuff Eigenbau mit Enko-Töpfen, 60mm Rohre

EXTERIEUR: Modifizierte Veilside Frontschürze, Motorhaube auf Turbo umgebaut, Zusatzinstrumente auf Motorhaube, Motorhaubenspoiler, Monitore in Kotflügel, modifizierte V1T-NoName Heckschürze, Underground System Seitenschweller, Rückspiegel im M3 Look, Kotflügel (15mm) und Seitenteile (27mm) gezogen, Tankdeckel in Rückwand verlegt, Hände in Heckschürze, Lackierung Lamborghini  Gallardo Orange, Scheinwerfer und Rücklichter Toyota Japan, Scheibenwischer verchromt, Heckklappendämpfer Golf III,

INTERIEUR: König Halbschalen auf Vollschalen umgeledert, Rücksitzbank geledert, Pro Styler Schaltknauf, pro Styler Dachhimmel in beige,  Plasma Tacho mit Airbrush, Kenwood Headunit, Emphaser Endstufen, und Woofer, DVD Player, sechs Monitore,

DANKE AN: Lackierer Ronny, Tino, Mutter Koch

Fotografiert am 14.10.2007 bei Stollberg und bisher unveröffentlicht – eingestellt in tuningcars.org am 9. März 2021